Eine erste Bestandaufnahme: Edelkrebs, Grasfrosch und Ringelnatter


Projektkurs Biologie untersucht die Stefansbecke – Teil I

Die Stefansbecke ist ein typischer Flachlandbach, der Namensbestandteil „-becke“ stammt aus dem Mittelniederdeutschen für „Bach“. Hier im Umkreis gibt es viele solcher kleiner Bäche, die einen wichtigen Lebensraum für bedrohte und selten gewordene Tierarten bieten. Schülerinnen und Schüler sehen nicht täglich einen Frosch, schon gar nicht einen Flusskrebs. Umso schöner, wenn man nur fünf Minuten Fußweg vom Biologieraum braucht, um in den Genuss von unberührter Natur zu kommen.

Unberührte Natur? Leider nicht, die Stefansbecke ist alles andere als unberührt, sie wird an der kleinen Brücke hinter der Schule täglich von vielen Hunden und Menschen besucht und dadurch natürlich beeinflusst. Dies kann man besonders an der dominierenden Brennnessel sehen, die ein Stickstoffanzeiger ist. Wenn man der Stefansbecke flussaufwärts folgt, findet man viele Gegenstände, die nicht in einen ursprünglich belassenen Fluss gehören, z.B. Metallstreben, Pflastersteine, Rohre etc. An den Rändern wachsen untypische Eiben und Kirschlorbeer zusammen mit den Neophyten Riesenbärenklau und Indisches Springkraut. Die Gartenpflanzen stammen wahrscheinlich von alten Gartengrundstücken am Fluss, die Neophyten sind leider allgegenwärtig und verbreiten sich besonders an Bahndämmen und Bächen.

Und dennoch, wir haben Flusskrebse gefunden, ob es sich um den Deutschen Edelkrebs oder um den eingeschleppten Signalkrebs handelt, muss zu einem späteren Zeitpunkt noch bestimmt werden. Da es bereits belegte Funde für den deutschen Edelkrebs gibt, könnte es sich aber tatsächlich um diese bedrohte Art handeln. Außerdem leben in und an dem Bach viele Grasfrösche jeden Alters. Um in ihren Sommerlebensraum zu kommen, müssen sie an der Stefansbecke günstigerweise keine viel befahrene Straße überqueren. Außerdem schlängelte sich eine adulte Ringelnatter durch den Uferbewuchs, um so groß zu werden, braucht es viele Amphibien und Kleinsäuger, was für einen reichhaltigen Lebensraum spricht.

Die Artenvielfalt kommt sicherlich auch deshalb zustande, weil die Stefansbecke in ihrem Oberlauf eine natürliche Struktur aufweist. Es gibt viele Buchten, die Fließgeschwindigkeit variiert, es wechseln sich Schlickuntergrund mit Steinen und Steinchen ab. Die Strukturanalyse war auch das eigentliche Ziel der Untersuchung. Je vielfältiger der Untergrund und je variabler die Fließgeschwindigkeit in einem Abschnitt, umso größer ist die Möglichkeit zur Nischenbildung. Der Projektkurs sollte die Struktur anhand einer gängigen Tabelle zur ökologischen Bewertung von Fließgewässern durchführen. Hier schneidet die Stefansbecke nur mäßig ab, denn auch wenn es die typischen Weiden und Erlen gibt, so ist die Auenlandschaft stark vom Menschen bestimmt.

Aber die Struktur des Bachbettes, die kleinteilig gezeichnet werden sollte, ist gut bis sehr gut. Durch die vielen abwechslungsreichen Untergründe wird das Wasser aufgewirbelt und bricht sich an der Oberfläche. Dadurch kann es viel Sauerstoff aufnehmen, welches den Tieren und Pflanzen im Fluss einen guten Lebensraum ermöglicht.

Fazit ist also, dass die Stefansbecke zwar sehr stark durch den Menschen beeinflusst wird, aber glücklicherweise nicht in ihrer grundsätzlichen Struktur.